Aus Protest gegen Missstände – “Maria 2.0” hängt Thesen an Kirchen
Datum:21.02.2021 17:40 UhrGegen Missstände in der katholischen Kirche hat “Maria 2.0” bundesweit Thesen an Kirchentüren gehängt – wie Martin Luther 1517. Die Bischofskonferenz äußert Verständnis.
Zwei Aktivistinnen der katholischen Reforminitiative Maria 2.0 hängen ein Plakat mit ihren Thesen an das Hauptportal des Freiburger Münsters
Quelle: dpa
Die katholische Reforminitiative “Maria 2.0” hat sich ein Beispiel an Martin Luther genommen und am Sonntag an mehreren Orten in Deutschland Thesen an Kirchentüren aufgehängt. Aktionen gab es unter anderem in München, Würzburg, Augsburg, Köln, Mainz und Freiburg. Die erste These lautet:
In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern.
Erste These
Die feministische Bewegung setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche ein. Sie kämpfen gegen sexuellen Missbrauch, Machtmissbrauch, den Pflichtzölibat und für eine offenere Sexualmoral.
[Lesen sie hier im Wortlaut, welche Thesen “Maria 2.0” angeschlagen hat]
Das sind die sieben Thesen
- “An alle Menschen, die guten Willens sind”
- 1. In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Denn Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte – nur die katholische Kirche ignoriert das. Mannsein begründet heute Sonderrechte in der Kirche. #gerecht: gleiche Würde – gleiche Rechte
- 2. In unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag; Macht wird geteilt. Denn der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten. #partizipativ: gemeinsame Verantwortung
- 3. In unserer Kirche werden Taten sexualisierter Gewalt umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ursachen werden konsequent bekämpft. Denn viel zu lange schon ist die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber halten immer noch Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und stehlen sich aus der Verantwortung. #glaubwürdig: respektvoller Umgang und Transparenz
- 4. Unsere Kirche zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter achtsamer Sexualität und Partnerschaft. Denn die offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend. Sie orientiert sich nicht am christlichen Menschenbild und wird von der Mehrheit der Gläubigen nicht mehr ernst genommen. #bunt: leben in gelingenden Beziehungen
- 5. In unserer Kirche ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes. Denn die Zölibatsverpflichtung hindert Menschen daran, ihrer Berufung zu folgen. Wer diese Pflicht nicht einhalten kann, lebt oft hinter Scheinfassaden und wird in existentielle Krisen gestürzt. #lebensnah: ohne Pflichtzölibat
- 6. Unsere Kirche wirtschaftet nach christlichen Prinzipien. Sie ist Verwalterin des ihr anvertrauten Vermögens; es gehört ihr nicht. Denn Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungsträger haben das Vertrauen in die Kirche tiefgreifend erschüttert und schwinden lassen. #verantwortungsvoll: nachhaltiges Wirtschaften
- 7. Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesellschaftlichen Diskurs. Denn die Kirchenleitung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechte Welt einzusetzen. #relevant: für Menschen, Gesellschaft und Umwelt